Das R.U.S.Z mausert sich zum internationalen Leuchtturmprojekt in Sachen Reparatur/ReUse und sein Know-How ist international gefragt und vernetzt wie nie zu vor.
Das R.U.S.Z mausert sich zum internationalen Leuchtturmprojekt in Sachen Reparatur und Kreislaufwirtschaft. Mit unserem Ökosozialen Franchising-System sind wir angetreten, das Modell für die kreislauffähige Reparaturinfrastruktur der Zukunft zu stellen, und letztes Jahr sind wir als erstes österreichisches Unternehmen in die Liste der “SDG-Good-Practices" (Vorzeigeprojekte in puncto Nachhaltigkeit) der Vereinten Nationen aufgenommen worden und werden damit weltweit zur Vervielfältigung und Hochskalierung empfohlen.
Das R.U.S.Z und sein Know-How sind international gefragt und vernetzt wie nie zu vor. Das zeigt sich an diversen Delegationen, die uns in jüngerer Zeit am Standort Lützowgasse besucht haben, an den internationalen Projekten mit R.U.S.Z-Beteiligung sowie daran, dass wir regelmäßig eingeladen werden, unserer Erfahrungen mit anderen Leuchtturmprojekten in Europa zu teilen. Es folgt eine Auswahl.
Tschechische Delegation im R.U.S.Z
Erst Ende Mai hat eine Delegation aus Prager Magistratsbeamt*innen, Bezirkspolitiker*innen und Journalist*innen, organsiert von der Heinrich Böll Stiftung, das R.U.S.Z besucht, um sich über Reparatur im Rahmen der ökosozialen Transformation in Europa zu informieren. Geschäftsführer Sepp Eisenriegler führt die Gruppe durch unsere Werkstätten, die seit dem Reparaturbonus auf Hochtouren laufen, und erklärt, wie das R.U.S.Z seit beinahe 25 Jahren die seriöse und unabhängige Reparaturdienstleistung gegen eine ressourcenverschlingende Wegwerfkultur stellt und erfolgreich im Sinne der Kreislaufwirtschaft auf die österreichische wie europäische Ordnungspolitik einwirkt.
Wieviele Umweltminister*innen er bereits persönlich getroffen habe, will der Journalist Petr Palacký am Ende der Führung wissen: “Die letzten fünf ganz sicher”, lacht Eisenriegler, “aber vor allem haben sie mich kennengelernt!”
Neben dem Bericht von Petr Palacký auf Facebook ist auch ein Artikel im Tschechischen Odpadové Forum (Abfallforum) erschienen.
Nordmazedonien und die marginalisierten Abfallsammler*innen
Der Besuch einer nordmazedonischen Delegation Ende März im R.U.S.Z galt ihrer Vernetzung mit Stakeholder*innen der Ministerien für Soziales und Klimaschutz sowie des Umweltbundesamtes mit diversen Sozialunternehmen - wie dem R.U.S.Z - und wurde vom Umweltdachverband im Rahmen des Projekts "Roma und Covid-19: Build Back Better durch zukunftsfähiges Abfallmanagement" organisiert.
Nordmazedonien hat ein schwach entwickelte Abfallwirtschaftssystem knapp an der Kapazitätsgrenze, das kaum internationale Standards erfüllt und in hohem Ausmaß (80% der recycelten Verpackungsabfälle!) auf informelle Müllsammler*innen aus der ethnischen Gruppe der Rom:nja angewiesen ist. Die Menschen, die diese wichtige Arbeit leisten, tun dies unter extrem prekären Umständen (keine soziale Absicherung, “no work – no pay”) und sind während der Pandemie entsprechend unter die Räder gekommen. Der Modernisierung des Systems fehlt es an sinnvollen politischen Regularien, die Professionalisierung und Privatisierung des nordmazedonischen Abfallwesens geht mit einer Verdrängung der ohnehin bereits marginalisierten Müllsammler*innen einher. So die Problembeschreibung des Projekts, das bis Anfang nächsten Jahres eine umfassende Studie u.a. zu der Lage der Rom:nja in Nordmazedonien, einen Bericht zu environmental justice sowie mehrere Workshops und Trainings für ebendiese Zielgruppe auf Basis von Bast-Practice-Wissenstransfers erarbeiten soll. Zum Thema “Elektroschrott” konnte das R.U.S.Z beitragen; wir danken der Projektorganisatorin Sophia Kratz vom Umweltdachverband ganz herzlich!
Neben Vertreter*innen der Roma sowie der nordmazedonischen Verwaltung nahm auch ein Vertreter des Europäischen Umweltbüros an der Delegation im R.U.S.Z teil: Piotr Barczak arbeitet zur Frage, wie die Europäische Union gemeinsam mit Indien die Kreislaufwirtschaft in den globalisierten Lieferketten voranbringen kann. In seinem Ende Mai erschienenen Artikel zeigt er Wege auf, wie die Qualität der Produkte auf dem Markt verbessert, der CO2-Fußabdruck der Lieferketten verringert und die Umweltverschmutzung eingedämmt werden kann: eine Win-Win-Situation für Europa und Indien.
Belgische Kringwinkel-Pioniere
Im belgischen Flandern ist ReUse gesellschaftlich breit etabliert. Das zeigt sich deutlich am Erfolg der sogenannten Kringwinkel-Zentren (Kreislauf-Zentren). In diesen unabhängigen Initiativen werden Güter gesammelt, aufbereitet und in den dazugehörigen Shops verkauft. Die Kringwinkels verbinden – ganz ähnlich wie das R.U.S.Z - ökologische und soziale Anliegen, verbinden Kreislaufwirtschaft mit grüner und gemeinwohlorienterter Arbeit.
Ende April tagte das Repair zkt Hub, eine regelmäßige Veranstaltung zur regionalen und internationalen Vernetzung, wo auch Sepp Eisenriegler für das R.U.S.Z zugegen war. Ziel ist der Wissens- und Erfahrungsaustausch zur Stärkung der Reparaturkapazität und –nachfrage und der Besprechung von best practice-Modellen. Mit HERW!N, dem belgischen “Kollektiv der sozialen Kreislaufunternehmer” hat das R.U.S.Z eine gute Gesprächsbasis für die zukünftige Zusammenarbeit, im Herbst soll ein Gegen-Besuch im R.U.S.Z Wien folgen: “HERW!N als Super-Franchisepartner zu gewinnen, wäre nicht nur gut für die Errichtung einer seriösen Reparatur-Infrastruktur in der EU, es wäre uns auch eine Ehre! Die Kringloopwinkels und -Centers sind Vorbild für alle ReUse-Aktivitäten in der EU. Ich kenne sie seit 25 Jahren.”, sagt Sepp Eisenriegler.
Conquering the US-Repair-Market
Die österreichischen und europäischen Fortschritte in puncto "Recht auf Reparatur" und das R.U.S.Z als Modellbetrieb machen auch transatlantisch von sich reden. In der Stadt Portland (Oregon) hat man sich den Wiener Reparaturbon bereits zum Vorbild genommen. Böse Zungen nennen das ein Stück "Entwicklungshilfe", wir sagen "eine Krücke gegen Marktversagen". Der bundesweite Reparaturbonus in Österreich ist jedenfalls ein Meilenstein für die internationale Reparatur-, Umwelt- und Klimaschutzbewegung!
Reasons to be cheerful, Gründe zum Fröhlichsein - so heißt das US-Internetmagazin, das dem Reparaturbonus und dem R.U.S.Z einen schönen Artikel gewidmet hat. Es versteht sich als tonic for tumultuous times, also als Stärkung in turbulenten Zeiten. Wie wahr! Antwort auf auf die globale Krisen, Covid und Krieg kann nur ein unbeirrtes Voranschreiten in der ökosozialen Transformation sein!
In Folge des Artikels hat Sepp Eisenriegler the World ein Interview gegeben und den Reparaturbonus, die Klimawirkung von Reparaturen und die künstliche Verkürzung von Produktnutzungsdauern in weltmännischem Englisch erklärt. The World ist ein öffentlich-rechtliches US-Medienprojekt aus Boston (Massachusetts), das sich dem Vorhaben verschrieben hat, das US-Publikum mit fortschrittlichen Geschichten aus einer multipolaren Welt zu versorgen, die es sonst nicht zu hören bekommt. Oder wie es in der Korresponenz hieß: Conquering the US Repair Market, also die Eroberung des US-Reparaturmarkts!