R.U.S.Z und RepaNet begrüßen die ambitionierte Strategie für Kreislaufwirtschaft (KLW) der Bundesregierung. Re-Use und Reparatur sind darin prominent verankert. Im Wesentlichen ist jetzt beschlossen, wofür wir seit Jahrzehnten lobbyieren und aktuell kämpfen!
Die Strategie für KLW, deren Ziel die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft in eine klimaneutrale, nachhaltige Kreislaufwirtschaft ist, wurde am 7. Dezember 2022 vom Ministerrat beschlossen. Im Gegensatz zu bisherigen Strategien werden erstmals drastische Reduktionsziele genannt. Demnach muss der inländische Materialverbrauch bis 2030 um fünf Tonnen auf 14 Tonnen pro Person pro Jahr, der gesamte Materialfußabdruck bis 2050 sogar auf sieben Tonnen pro Person pro Jahr – somit auf rund ein Fünftel des derzeitigen Verbrauchs – vermindert werden.
Re-Use und Reparatur sind prominent in der Kreislaufwirtschaftsstrategie verankert. Der ganzheitliche Ansatz ist Arbeitsplan für den radikalen Umbau des Wirtschaftssystems. Zusätzlich zum BMK wird die Strategie auch von den Ministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft und Soziales mitgetragen. Dieser bemerkenswerte Schulterschluss unterstreicht, dass Kreislaufwirtschaft den Umbau des gesamten Wirtschaftssystems mit besonderer Berücksichtigung nachwachsender Rohstoffe erfordert.
“Das nachhaltigste Produkt ist das, das es schon gibt”
Diese ambitionierten Ziele sind mit Ökodesign und Optimierung von Recycling allein nicht zu erreichen. Vielmehr braucht es einen radikalen Wandel von der linearen industriellen Massenproduktion kurzlebiger Güter hin zu einer möglichst langen Bewirtschaftung von bereits vorhandenen Gütern.
“Die anzustrebende zirkuläre ‚Werterhaltungswirtschaft‘ eröffnet Raum für neue Geschäftsmodelle. In ihrem Zentrum stehen Dienstleistungen im Bereich Reparatur, Wartung, Verleih, Gebrauchthandel, Refurbishing, Redesign und co., ganz nach dem Motto: das nachhaltigste Produkt ist das, das es schon gibt“
... unterstreicht RepaNet-Geschäftsführer Matthias Neitsch.Die Basis dafür bildet ein sozialer Wandel hin zu einer Loslösung der Wohlstandsfrage vom Ressourcenverbrauch – hierzu leisten sozialwirtschaftliche Re-Use-Betriebe einen zentralen Beitrag.
Das R.U.S.Z als Pionierbetrieb der Kreislaufwirtschaft
“Die KLW- Strategie ist ein Meilenstein und die politische Bedienungsanleitung zur großen Transformation der Wirtschaft! Im Wesentlichen ist jetzt beschlossen, wofür wir seit Jahrzehnten lobbyieren und aktuell kämpfen!”
… sagt der RepaNet-Vorsitzende und R.U.S.Z-Chef Sepp Eisenriegler stolz. Denn das R.U.S.Z hat insbesondere dem, was auf Seite 64 der KLW-Strategie zum Thema “Produktlebensdauern verlängern” und kreislauffähige “Konsum- und Geschäftsmodelle” zu lesen ist, in seiner langjährigen Praxis vorgebaut:
Nutzungsdauern von E-Geräten verlängern, neue Konsummodelle, Kostenwahrheit
Mit jährlich 10000 Reparaturen und 100 Tonnen zur Wiederverwendung übernommenen Elektroaltgeräten sind wir nicht nur das größte Zentrum für Reparatur und ReUse Österreichs; mit unserer Produktdienstleistung “Saubere Wäsche” haben wir ein nachhaltiges und genuin kreislaufwirtschaftstaugliches Konsum- und Geschäftsmodell am Start: “Waschmaschinen und –trockner (ver)mieten statt (ver)kaufen” garantiert den Einsatz von hochwertigen, langlebigen und reparierbaren Geräten und damit lange und bequeme Nutzung zu einem individuell angepassten, vertretbaren Preis, inklusive regelmäßigem Service, Ersatz im Schadfall und ordnungsgemäße Entsorgung.
Kostenwahrheit will in zweierlei Hinsicht hergestellt sein:
1) Wer billig kauft, kauft teuer: eine Billigwaschmaschine um 300 EUR hält im Schnitt 3 Jahre, ein Qualitätsgerät um 900 EUER hält aber nicht 9 sondern 20 Jahre und länger. Es ist eine einfache Rechnung: nur Reiche waschen günstig. Der Rest muss Glücksritter mit Discountschrott spielen und rechnet tendenziell zu spät nach.
2) Die Waschmaschine als Konzept ist längst technisch ausgereift, “Effizienzsteigerungen” sind meist Greenwashing, Schein-Innovationen werden beworben, während die wirkliche “Innovation” darin besteht, dass sich die Nutzungsdauern der Waschmaschinen seit 30 Jahren im Sinkflug befinden, um Profite auf gesättigten Märkten zu sichern. Dafür wachsen die Müllberge, der CO2-Ausstoss, die Wirtschaft und die Ausbeutung zu billiger Arbeitskraft und Ressourcen; wie bei vielen anderen Billigprodukten werden die Kosten an Mensch und Natur externalisiert. “Wegwerfen und Neukaufen” wird mit Umweltzerstörung, Erderwärmung und wachsender sozialer Ungleichheit im globalen Maßstab bezahlt.
Gegen frühzeitige Obsoleszenz, für verstärkte Marktüberwachung
Frühzeitige Obsoleszenz, ob Sie nun Hersteller, Handel oder Nachfrage dafür verantwortlich machen wollen, ist ein Symptom einer linearen, wachstumsgetriebenen und imperialen Produktions- und Lebensweise. Vor allem ist sie aber ein Problem von Markt und Macht. Solche Produkte minderen Gebrauchswerts dürfen nicht mehr auf den Markt kommen. Deshalb braucht es Forschung zu und Testmethoden gegen frühzeitige Obsoleszenz und diese entwickelt das EU-Multi-Stakeholder-Projekt “PROMPT”, an dem das R.U.S.Z beteiligt ist. Ziel dabei ist, das Design von halt- und reparierbaren Geräten zu forcieren.
Anreize, Qualitätssicherung und Fachausbildung
Finanzielle Anreize für den Verkauf von reparierten Geräten (Second Life), und den Verleih von Geräten werden in der KLW-Strategie nahegelegt und sollen einer kreislaufwirtschaftstauglichen Infrastruktur Vorschub leisten. Das fordern wir seit Jahren; nicht zuletzt, um unser Mietmodell kostengünstiger anbieten und damit den Umstieg von Besitzen auf Nutzen attraktiver gestalten zu können.
Eine Antwort auf die geforderte Qualitätssicherung von Reparaturdienstleistungen stellt zweifellos das Modell des von Sepp Eisenriegler mitgegründeten Wiener Reparaturnetzwerks samt seiner Aufnahmekriterien dar: unabhängig und seriös Reparieren und nicht (unter dem Vorwand einer unbezahlbaren Reparatur) Verkaufen muss die Geschäftsgrundlage sein.
Das Problem des Fachkräftemangels für Reparatur begleitet das R.U.S.Z schon seit den Anfangszeiten. Wir helfen uns bis dato mit Lehrlingsausbildung und Arbeitstrainings für arbeitslose Mechatroniker*innen ab. Darüber hinaus haben wir voriges Jahr unser Pilot-Projekt “ReSeTech” aus der Taufe gehoben und zusammen mit AMS und BFI Wien erfolgreich abgeschlossen. Im Jänner 2023 geht es (als “ReTech”, ohne BFI, dafür mit AMS NÖ) in die zweite Runde. Auf unsere Anregung ist auch ein Modul “Reparaturtechnik” in der Lehrlingsausbildung für Mechatroniker*innen in Arbeit.
Best Practice gefällig?
Nicht zuletzt fordert die KLW-Strategie eine Sichtbarmachung von Best Practices des Reparatursektors. Erst letztes Jahr sind wir als erstes österreichisches Unternehmen in die Liste der SDG-Good-Practices (Vorzeigeprojekte in puncto Nachhaltigkeit) der Vereinten Nationen aufgenommen worden und werden damit weltweit zur Vervielfältigung und Hochskalierung empfohlen. Mit unserem ökosoziale Franchising System für Reparatur und ReUse im D-A-CH-Raum sind wir angetreten, die Reparaturinfrastruktur der Zukunft zu stellen und wenden uns an engagierte Reparaturprofis, die von einem ausgearbeiteten und bewährten Konzept profitieren und eine echte ökosoziale Transformation mitgestalten wollen!
Reparatur ist die Königsdisziplin der Kreislaufwirtschaft!