Reparatur- und Service-Zentrum

Die Vereinten Nationen setzen das R.U.S.Z auf die Liste der SDG Good Practices und empfehlen unser Modell global zur Vervielfältigung und Hochskalierung.

„Repairs for Future! Creating a solid repair infrastructure in Europe to save fossil resources, our climate and to leave no one behind. An Austrian replicable multi-stakeholder approach“

… so lautet die Kurzbeschreibung, die unseren Eintrag in jener Datenbank einleitet, in der das Department of Economic and Social Affairs (UN DESA) Vorzeigeprojekte und Erfolgsgeschichten bei der Umsetzung der Agenda2030 und der SDGs (Sustainable Development Goals / Nachhaltigkeitsziele) versammelt, um sie global zu verbreiten.

Für uns bedeutet das eine der höchsten Auszeichnungen, die wir in unserer 23jährigen Geschichte erhalten haben!

Es folgt die deutsche Fassung des Einreichungstextes, verfasst von R.U.S.Z-Geschäftsführer Sepp Eisenriegler. Das englische Original finden Sie in unserem Eintrag auf der Seiten der Vereinten Nationen.

Vorstellung

Als Gründer, Inhaber und Geschäftsführer eines gemeinwohlorientierten Unternehmens habe ich vor 22 Jahren die Lösung einer gesellschaftlichen Herausforderung zu meinem Geschäftsmodell gemacht. Die sozial-ökologische Wirkung von R.U.S.Z geht weit über die betrieblichen Beiträge zur Verlängerung der Produktlebensdauer von Elektro- und Elektronikgeräten - und damit zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz - hinaus: Konsequentes Lobbying, insbesondere auf EU-Ebene, führte zur Infragestellung unseres linearen Wirtschaftssystems durch die EU-Institutionen und schließlich zu ordnungspolitischen Maßnahmen im Rahmen der Kreislaufwirtschaft. Nutznießer sind vor allem die nächsten Generationen der menschlichen Spezies.

 

Beschreibung

Die Entscheidung der EU-Institutionen, einen systemischen Wandel von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaftweise vorzuschreiben, machte den Weg frei für die "Europäisierung" unserer österreichischen Norm ONR 192102:2014 (Reparaturfreundliches Design für Elektrogeräte). Nach der Präsentation der Norm bei der Europäischen Umweltagentur in Kopenhagen war es nur noch ein kurzer Weg zu den Normungsgremien der EU. Das Ergebnis, die EN 45554 und produktspezifische Normen, wird in der Ökodesign-Richtlinie referenziert und kurzlebige Geräte werden ab 2025 in der EU nicht mehr angeboten werden. Eine solide Reparaturinfrastruktur fehlt derzeit. Mit 22 Jahren F&E-Erfahrung als Reparaturdienstleister bieten wir interessierten Franchisenehmern unser Reparatur-, Re-Use- und PSS-Know-how an, um unser soziales, ökologisches und ökonomisches Geschäftsmodell auszubauen.

 

Beitrag zur SDG-Umsetzung

Angefangen als Work Integration Social Enterprise (WISE) folgte R.U.S.Z. einem Konzept der Kreislaufwirtschaft. Unser Geschäftsmodell beinhaltete hochwertige Bildung (SDG 4) sowie menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8). Nachdem wir das WISE in ein privates, soziales Unternehmen umgewandelt haben, haben wir erfolgreich verantwortungsvollen Konsum und Produktion (SDG 12), Klimaschutz (SDG 13) und Partnerschaften für die Ziele (SDG 17) in unser Geschäftskonzept aufgenommen. Unser Lobbying-Netzwerk umfasst EU-Institutionen (EP, DG ENVI, JRC, EESC), Standardisierungsgremien (CEN, CENELEC, ETSI, ASI, DIN) und NGOs (Right to Repair, ECOS, EEB, RREUSE).

SDG_Poster_EN

Methoden der Umsetzung

Der zunehmende Ressourcenverbrauch durch die Produktion von kurzlebigen Elektro- und Elektronikgeräten ist ethisch nicht vertretbar, reduziert die Verfügbarkeit von Ressourcen für zukünftige Generationen und heizt das Klima auf (UN Environment: Global Ressources Outlook 2019). Im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen EU-Regulierungspolitik, den Circular Economy Action Plans, an deren Realisierung R.U.S.Z proaktiv mitwirkt, schaffen wir gemeinsam mit unseren EU-Netzwerkpartnern die Voraussetzung, dass sich Reparieren wieder lohnt. Mittlerweile besteht innerhalb der EU-Institutionen Konsens darüber, dass die Ziele der Kreislaufwirtschaft nur durch langlebige, reparaturfreundlich gestaltete Produkte erreicht werden können, die sich leicht für die Wiederverwendung aufbereiten lassen. Als langjähriger erfolgreicher Lobbyist in Brüssel bin ich immer wieder überrascht über die Kooperationsbereitschaft der EU-Institutionen, wenn ich gemeinsam mit meinen Lobbying-Netzwerkpartnern gut vorbereitete Anliegen zum (politisch) richtigen Zeitpunkt vorbringen kann. So war die österreichische Norm ONR 192102:2014 ein höchst willkommener Türöffner für die EU-Normung "Energy related products - Material Efficiency for Ecodesign" (EG-Mandat 543). Ich war federführend im CEN-CLC JTC 10, bis unsere ambitionierten Kriterien für die EN 45554:2020 auf Schiene waren. Als Pionierunternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie misst R.U.S.Z. seinen Fortschritt durch die geprüfte Gemeinwohl-Bilanz. Unser gut vorbereitetes ökosoziales Franchising wird in Österreich und international ausgerollt: Bis 2025 wollen wir 23 Franchisepartner in der D-A-CH-Region und in den EU-Hauptstädten haben.

 

Ergebnisse

R.U.S.Z ist ein privates Social Business und neben dem täglichen Reparaturservice auch ein Zentrum für Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit. In den letzten 22 Jahren haben wir ein seriöses Reparaturservice in Österreich neu erfunden und sind aufgrund erfolgreicher Lobbyarbeit und Vernetzung heute das bekannteste unabhängige Reparaturunternehmen in der EU. Außerdem betreiben wir Österreichs größtes Re-Use-Zentrum für Haushaltsgroßgeräte und bieten ein wöchentliches Reparatur-Café an, um den neuen Statussymbolen einer wachsenden nachhaltigen Konsum-Minderheit gerecht zu werden und niemanden zurückzulassen. R.U.S.Z hat das ReparaturNetzWerk Wien gegründet, einen Zusammenschluss aller seriösen Reparaturbetriebe im Großraum Wien. Darüber hinaus war R.U.S.Z Mitbegründer des europäischen Dachverbandes für sozialwirtschaftliche Unternehmen RREUSE, einem Lobbying-Netzwerk auf EU-Ebene und dessen nationalem Pendant RepaNet Austria.

Forbes mit Fotocredit

Faktoren und Zwänge

R.U.S.Z. war immer ein ökologisches und soziales Leuchtturmprojekt. Die EU-Regulierungspolitik zur Kreislaufwirtschaft, Fridays for Future und, unerwartet, die COVID-19-Pandemie haben die Einstellung vieler Verbraucher zu nachhaltigem Konsum verändert. Lobbying für mehr Circular Economy, technische Innovationen (Tuning von WMs), das Setzen von (EU-)Standards (ONR 192102:2014, EN 45554:2020) und neue nachhaltige Konsummuster (Product Service Systems, PSS) haben uns den Weg zur Wirtschaftlichkeit von Reparaturdienstleistungen geebnet. Jetzt sind wir in der Lage, zum richtigen Zeitpunkt ein soziales Franchising-System zu etablieren und unseren ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Einfluss zu vergrößern.

 

Nachhaltigkeit und Replizierbarkeit

Derzeit ist R.U.S.Z. für die Verlängerung der Lebensdauer von rund 9.000 Elektrogeräten pro Jahr in Wien verantwortlich. Warum ist dies ein nachhaltiges Ergebnis unserer Best Practice? Über 50% der gesamten Umweltbelastung im Leben von Haushaltsgeräten wird durch Produktion und Distribution verursacht (Steiner, et.al.: Timely Replacement of White Goods, 2005)! 50% aller globalen Kohlenstoffemissionen werden durch die Gewinnung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen verursacht (UN Environment: Global Ressources Outlook 2019): Jede Reparatur ist ein individueller Beitrag zum Klimaschutz! Seitdem Reparaturen in den letzten zwei Jahren wirtschaftlich machbar geworden sind, haben wir bereits begonnen, unsere nachhaltige Wirkung zu vergrößern: Unser Social Franchising System ist offen für interessierte Franchisenehmer in ganz Europa. Damit unterstützen wir die Umsetzung von 5 SDGs an anderen Orten: Hochwertige Bildung, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, verantwortungsvoller Konsum und Produktion, Klimaschutz und Partnerschaften für die Ziele.

 

COVID-19 Wirkung

Reparaturdienstleistungen, der Verkauf von Re-Use-Geräten und Produkt-Service-Systeme haben sich in den letzten zwei Jahren als belastbares Geschäftsmodell erwiesen. In Kombination mit dem EU-Green-Deal, dem Circular-Economy-Paket und dem NextGenerationEU-Programm wird es noch wirtschaftlicher funktionieren. Im Jahr 2019 haben wir einen Gewinn von rund 100.000,- EURO erwirtschaftet, das sind 10 % unseres Umsatzes im Großraum Wien. Auch wenn wir 2020 wegen der COVID-19-Pandemie für 4 Wochen schließen mussten, konnten wir im letzten Jahr das gleiche wirtschaftliche Ergebnis erzielen. Was noch getan werden muss: Marktversagen kompensieren durch Umsetzung einer sozial gerechten ökologischen Steuerreform, Mehrwertsteuersenkung für Reparaturdienstleistungen, Re-Use-Produkte und PSS-Implementierung von Reparaturnetzwerken mit Qualitätsmanagementkriterien.

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